In unserer kleinen Reihe über typische Sportverletzungen auch bei uns in Rosenheim bemühen wir uns Ihnen auf verständliche Weise einige Informationen zukommen zu lassen. Dabei bleiben wir naturgemäß ziemlich allgemein, aber wir hoffen, Ihnen zumindest einen gewissen Überblick zu ermöglichen. Heute möchten wir Sie über eine Verletzung informieren, die statistisch gesehen etwa alle sechs bis sieben Minuten in Deutschland auftritt.
Die Rede ist vom Kreuzbandriss. Meist sind es Freizeitsportler, die beim Fußball, beim Skifahren oder auch beim Squash einen Kreuzbandriss erleiden. Alle drei Sportarten werden gerade in Rosenheim gern und viel ausgeübt. So treffen wir denn regelmäßig in unserer Praxis in Rosenheim oder in der Schön Klinik in Vogtareuth auf Patienten, die nach einer plötzliche Drehbewegung oder ruckartigen Streckbewegung über heftige Schmerzen im Knie klagen und es nicht mehr belasten können.
Die Kreuzbänder im Kniegelenk
Das Knie ist ein großes Gelenk, das uns erlaubt, Ober- und Unterschenkel zu beugen und zu strecken. Dazu sind auch leichte Drehbewegungen möglich. Damit diese Bewegungen kontrolliert durchgeführt werden können, wird das Gelenk durch zahlreiche Bänder und zwei Menisken unterstützt. Der innere und der äußere Meniskus sind zwei Knorpel, die sozusagen als Stoßdämpfer des Knies fungieren. Sie sitzen seitlich am Knie, vergrößern die Auflagefläche der Unter- und Oberschenkelknochen und erlauben das schmerzlose Beugen und Strecken.
Verschiedene äußere Bänder verhindern das Wegknicken des Knies. Die zwei Bänder im Kniegelenk selbst verlaufen dagegen durch einen Spalt im Gelenk. Das vordere Band ist vorne am Unterschenkel befestigt und zieht nach hinten zum Oberschenkel. Das hintere Band verläuft vorne vom Oberschenkel und ist hinten am Unterschenkel befestigt. Dabei kreuzen sie sich in der Mitte und heißen daher Kreuzbänder. Beide Bänder verhindern, dass das Gelenk nach vorne oder hinten überdehnt wird.
Ursachen für den Kreuzbandriss
Die Bänder sind nur wenige Zentimeter lang, recht stabil und nur bis zu einem gewissen Grad dehnfähig. Wird ihre sogenannte Dehnungsreserve überschritten, kann es zu einem teilweisen oder ganzen Riss kommen. Das passiert wenn Tibia und Femur, also Unter- und Oberschenkelknochen z.B. durch einen Sturz oder äußere Gewalteinwirkung heftig gegeneinander verschoben werden. Dazu sind starke Kräfte erforderlich, die häufig auch weitere Teile der Gelenkstruktur in Mitleidenschaft ziehen.
Das können z.B. Defekte an den Menisken oder den seitlichen Bändern sein. Der Riss des hinteren Kreuzbandes ist seltener und tritt z.B. bei Autounfällen auf, wenn plötzliche starke Kräfte auf das gebeugte Knie einwirken. Zehnmal so häufig ist das vordere Kreuzband betroffen, wenn z.B. bei einem Sturz das gestreckte Bein ruckartig überdehnt wird oder ein gegnerischer Spieler gegen das Knie tritt.
Symptome beim Kreuzbandriss
Die verletzte Person wird direkt nach dem Unfall oder nach Abklingen des Schocks meist starke Schmerzen verspüren. Dabei kann das Gefühl auftreten, dass sich der Oberschenkel gegen den Unterschenkel verschiebt. Durch die verringerte Stabilität des Knies ist die Fähigkeit zum normalen Gehen eingeschränkt, beim Auftreten können die Schmerzen noch zunehmen. Im späteren Verlauf lassen die Schmerzen nach. Im Gelenk selber kommt es zu einem Bluterguss, der das Knie anschwellen lässt.
Häufig berichten die Verletzten bei einem vorderen Kreuzbandriss von einem schnalzenden Geräusch, das den Unfallhergang begleitet hat. Auch wenn der Riss geheilt ist, kann es durch die verminderte Stabilität des Bandapparats später zu Schmerzen nach längerer Belastung und zu einer Instabilität kommen, bei der das Knie plötzlich nachzugeben scheint.
Diagnose des Kreuzbandrisses
Die Ärzte in unserer Praxis in Rosenheim werden wie üblich zuerst eine Anamnese erstellen. Schon in dieser Erhebung des Geschehens und der Krankheitsgeschichte des Patienten kann sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss einstellen. Vor der abklärenden Röntgenuntersuchung oder auch dem MRT können dazu verschiedene Tests durchgeführt werden, von denen der sogenannte Lachman- oder Schubladentest der bekannteste ist. Dabei liegt die verletzte Person auf einer Liege, und der Arzt hebt das betroffene Knie oberhalb und unterhalb mit beiden Händen so an, dass die Zeigefinger in der Kniekehle liegen.
Lässt sich jetzt der Unterschenkel bei einem Zug nach oben gegen den Oberschenkel verschieben erhärtet sich der Verdacht auf den vorderen Kreuzbandriss. Für den hinteren Kreuzbandriss spräche eine Verschiebbarkeit des Unterschenkels nach hinten. Zusätzlich werden die Ärzte den DMS-Test durchführen, bei dem Durchblutung, Motorik und die Sensibilität überprüft werden. Der Bewegungsumfang des Knies ist sehr wahrscheinlich zunächst reduziert.
Die Behandlung
Die Behandlung der Kreuzbandruptur kann sowohl konservativ als auch operativ durchgeführt werden und im letzteren Fall z.B. minimalinvasiv durch eine Arthroskopie erfolgen. Die Art der Behandlung ist jedoch in erster Linie davon abhängig, ob weitere Defekte zu verzeichnen sind. Welche Behandlungsweise bei einem reinen Kreuzbandriss ohne Begleitschäden vorzuziehen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird immer nach der ganz individuellen Situation des Verletzten entschieden. Dabei ist z.B. das Alter und der Grad der sportlichen Betätigung zu berücksichtigen. Wenn z.B. ein jüngerer Hochleistungssportler betroffen ist, wird wohl in den meisten Fällen eine operative Rekonstruktion des Kreuzbandes erwogen werden, um die Belastbarkeit so gut wie möglich wiederherzustellen.
Dabei können im Fall einer Transplantation körpereigene Sehnen verwendet werden, die z.B. von den vorderen oder hinteren Sehnen der Oberschenkel entnommen werden. Diese Operation dauert im normalen Verlauf zwischen ein und zwei Stunden. Für eine dauerhaft hohe Belastbarkeit ist nach einer Phase einer schrittweise gelockerten Ruhigstellung ein physiotherapeutisch begleiteter kontrollierter Muskelaufbau entscheidend. Eine volle Belastbarkeit ist erst nach 9 bis 12 Monaten gegeben.
Bei der konservativen Behandlung wird das Knie über mehrere Wochen in einer Schiene ruhiggestellt. Im Anschluss wird nach ca. zwei Wochen mit einem physiotherapeutischen Reha-Training vor allem der Aufbau der Oberschenkelmuskulatur betrieben, um das Knie dauerhaft zu stabilisieren. Auch hier ist ein schrittweiser Aufbau der Beweglichkeit und der Kräftigung empfehlenswert. Die Qualität der physiotherapeutischen Behandlung ist entscheidend dafür, ob das Knie später zur Instabilität neigt oder nicht.