Gemeinschaftspraxis für Orthopädie und Unfallchirurgie

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Der Marathonlauf aus orthopädischer Sicht

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Gerade in einer Stadt wie Rosenheim stellt die Sportorthopädie einen wichtigen Zweig der medizinischen Versorgung dar. Die Lage der Stadt und die Umgebung laden viele Menschen zu sportlicher Betätigung ein.

Im Sommer wie im Winter gibt es ein reichhaltiges Angebot, um den Körper fit zu machen oder zu erhalten. Das ist in erster Linie natürlich positiv zu bewerten. Neben einer gesunden Ernährung gehören regelmäßiger Sport und zumindest regelmäßige Bewegung zu den wichtigsten Faktoren, mit denen die eigene Gesundheit und Beweglichkeit bis ins hohe Alter erhalten werden kann. Damit einher gehen leider aber auch viele verschiedene Verletzungsbilder und Abnutzungserscheinungen, die wir in unserer Praxis für Sportorthopädie in Rosenheim diagnostizieren und behandeln. Häufig handelt es sich dabei um Sportunfälle, die gerade in den Mannschaftssportarten auftreten. In anderen Fällen stellen sich Patienten vor, die aufgrund von Unachtsamkeit oder widrigen Umständen Verletzungen (Läsionen) erlitten haben.

Marathonläufer in Rosenheim und weltweit

Bei den Vertretern einiger Sportarten sind jedoch auch typische Beschwerden zu beobachten, die sich durch die Überlastung bestimmter Teile des Bewegungsapparates einstellen. Besonders die Gelenke können auf langjährige und einseitige Belastung oder Überforderung reagieren. Ein klassisches Beispiel ist der Marathonlauf. Die Beliebtheit des Marathons nimmt immer noch zu. Allein die Zahl der offiziell gemeldeten Teilnehmer an Marathonläufen soll jedes Jahr weltweit inzwischen die Zahl von dreißig Millionen überschreiten. Dazukommen dürfte eine riesige Zahl an Hobbysportlern, die zumindest intensiv trainieren, um einen Marathon oder zumindest den Halbmarathon erfolgreich zu absolvieren.

Auch in Rosenheim berichten die Menschen von den erstaunlich positiven Auswirkungen, die längeres Laufen für den Geist und die Stimmung nach sich ziehen kann. Bei allen vorteilhaften Ergebnissen für Herz, Kreislauf und die generelle Leistungsfähigkeit beobachten wir in der Orthopädie in Rosenheim aber auch andere Konsequenzen, die sich vor allem an den Kniegelenken zeigen können. Dabei lässt sich im Einzelfall nicht genau bestimmen, welche Faktoren zu bestimmten degenerativen Veränderungen des Gelenks beigetragen haben oder gar ursächlich verantwortlich gemacht werden könnten.

Eine Studie an 82 Läufern

Schon vor einigen Jahren haben Forscher und Orthopäden vom University College in London eine interessante Untersuchung durchgeführt, die mehr Klarheit über die Zusammenhänge des Langstreckenlaufs und die vermuteten Auswirkungen auf das Kniegelenk erbringen sollte. Im Zuge des jährlichen Stadtmarathons wurden im November 2016 und im April des Folgejahres 82 Läufer vor Beginn des intensiven Trainings und 71 von ihnen nach der tatsächlichen Teilnahme am Marathonlauf untersucht. Dabei wurde bei den durchschnittlich 44 Jahre alten Personen jeweils ein MRT durchgeführt, also eine Magnetresonanztomografie vorgenommen. Alle der Probanden zeigten sich bei der ersten Untersuchung und nach einem medizinischen Fragebogen als klinisch gesund.

Doch unter dem MRT kamen verschiedene Ergebnisse zum Vorschein, die u.a. zumindest die Vermutung nahelegten, dass die Sportler regelmäßig und oft Langstrecken laufen würden. Über dreißig Prozent der untersuchten Sportler zeigten Meniskusrisse. Dazu gehörten auch Formen der sogenannten Korbhenkelrupturen, die nach Lehrmeinung eigentlich operative behandelt werden müssen. Keiner der Marathonläufer ließ sich allerdings trotz gegenteiliger Empfehlung vom Training und der Teilnahme am geplanten Lauf abhalten. Weiterhin wurden schon vor dem Lauf bei mehr als der Hälfte der Untersuchten Schäden am Knorpel im Bereich des Kniegelenks beobachtet, so vor allem am Patellofemoralgelenk.

Die Untersuchung nach dem Marathonlauf

Beim Marathonlauf selbst wurden zwischen den durchschnittlichen Laufzeiten der Läufer mit und ohne Meniskusverletzungen keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Nach dem Lauf wurde die Untersuchung wiederholt. Zwar hatte sich nur bei einer Teilnehmerin eine Verschlechterung der Meniskusläsion eingestellt. Doch es zeigten sich einige direkte Zunahmen von Schädigungsmerkmalen. Dazu gehörten viele neue Läsionen am Patellofemoralgelenk. In sechs Fällen traten Läsionen am Ansatz eines der hinteren Oberschenkelmuskeln auf. Mit weiteren Folgen für Sehnen und Kniescheiben wurden bei insgesamt 59 der 70 schlussendlich untersuchten Läufer neue Läsionen entdeckt.

Im Knochenmarkbereich wurde erstaunliches gefunden. Zwar zeigten sich nach dem Lauf neue Knochenmarködeme speziell im Bereich des Patellofemoralgelenks. Doch bei den schon in der ersten Untersuchungen festgestellten Knochenmarkschäden in zwei der am meisten belasteten Kniebereiche (Tibia, Femur) konnte dagegen ein Rückgang der Läsionen festgestellt werden. Das Training und der Lauf hatten offensichtlich auch positive Auswirkungen auf die Knochenstruktur.

Begrenzt mögliche Schlussfolgerungen

Die Forscher des London University College konnten mit dieser Untersuchung also direkte Zusammenhänge zwischen den Belastungen eines Marathonlaufs und bestimmten Verletzungen und Beschwerden im Bereich des Kniegelenks feststellen. Andererseits trug das Training und der Marathonlauf zum Aufbau und zur Stärkung des Knochens bei. Gleichzeitig wurde nach den Untersuchungen in Erwägung gezogen, dass bei Meniskusrissen unter bestimmten Umständen nicht unbedingt eine Operation erfolgen muss.

Zumindest bei trainierten und kräftigen Kniegelenken kann ebenso zunächst eine Physiotherapie bzw. Sporttherapie in Betracht gezogen werden. Jedoch ist für genauere Aussagen und Rückschlüsse eine Langzeitstudie vonnöten. In jedem Fall wird bei uns in der Sportorthopädie in Rosenheim nach genauer Untersuchung des Einzelfalls entschieden. Schließlich handelt es sich ja bei den meisten unserer Patienten nicht unbedingt um austrainierte Marathonläufer, die sich freiwillig größeren Risiken aussetzen.

Quellen: 
Dt. Ärzteblatt, 12/19 
BMJ Open Sports & Exercise Medicine (2019; DOI: 10.1136/bmjsem-2019-000586)