Wie Sie sicher schon auf unserer Startseite gelesen haben, wird unsere sportorthopädische Praxis im Januar 2021 im neuen MedicalCube in Rosenheim zu finden sein. Wir versprechen uns davon nicht nur Erleichterungen für Sie als unsere Patienten, sondern auch für das gesamte Team der Praxis. Mit einem direkten Zugang zum MRT und den vielen kompetenten Kolleginnen und Kollegen im MedicalCube lassen sich viele Arbeitsgänge beschleunigen. Ihre Behandlung wird davon profitieren. Natürlich bringt der Umzug einer großen Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie einen ungeheuren Arbeitsaufwand mit sich.
Die Planung dazu und die vielen außergewöhnlichen Belastungen durch die Krise um COVID-19 haben uns in den letzten Monaten ziemlich in Atem gehalten. Wie Sie vermutlich gelesen haben, war auch die Praxis selbst davon betroffen, nachdem eine Mitarbeiterin infiziert worden war. Schon früh im Mai konnte der Praxisbetrieb allerdings unter strenger Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen nach und nach wieder aufgenommen werden. Damit ist jetzt wieder Zeit, unsere kleine Reihe über die häufigen Krankheitsbilder und Verletzungen fortzusetzen, mit denen wir in der Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie in Rosenheim täglich zu tun haben.
Die Achillessehnenruptur als häufige Verletzung
Die Achillessehne verknüpft den dreigliedrigen Wadenmuskel zu einer einzigen Sehne, die im Fersenbein mündet. Der Achillessehnenriss ist eine relativ häufige Verletzung, die in der Mehrzahl der Fälle beim Sport auftritt. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Oft kommt es bei starken Stopp and Go Belastungen der Sehne im Tennis, Handball oder Fußball zu einem Riss, der meist mit einem peitschenartigen Knall einhergeht. Viele Patienten leiden dann unter heftigen Schmerzen und bleiben naturgemäß erstmal liegen. Da diese stärkste Sehne des menschlichen Körpers die Wade mit ihrer Muskulatur und die Ferse miteinander verbindet, ist schon das normale Gehen nach einem Riss meist unmöglich. Der Riss zeigt sich üblicherweise etwa fünf Zentimeter über dem Sehnenansatz an der Ferse und lässt sich häufig mit den Fingern als Delle erfühlen.
Ursachen für einen Riss der Achillessehne
Die Bezeichnung der Achillessehne stammt aus der griechischen Mythologie, nachdem der größte Held der Griechen durch einen göttlichen Pfeil eben genau an dieser Stelle verwundet wurde und daran starb. Das braucht heute kein Patient mehr zu befürchten, gefürchtet ist der Sehnenriss vor allem unter Sportlern dennoch. Denn die vollständige Heilung und die Wiederkehr der vollen Belastbarkeit der Achillessehne kann bis zu ein ganzes Jahr des intensiven Trainings und der Physiotherapie beanspruchen. In der Statistik ist verzeichnet, dass der Riss sich häufig ereignet, wenn Sportler zwischen 30 und 50 Jahren nach einigen Jahren eingeschränkter Aktivität wieder voll loslegen möchten und die Sehne dabei überlastet wird.
Obwohl die Achillessehne bis zum 25-fachen des Körpergewichts tragen kann, ist sie in solchen Situationen gefährdet. Das zunehmende Alter und mögliche Verschleißerscheinungen aus früheren Jahren können die Anfälligkeit verstärken, wenn Durchblutungsstörungen oder Mikrorisse die Sehne bereits geschwächt haben. Jährlich kommt es statistisch gesehen in einer Stadt wie Rosenheim 10 – 15 mal zu einem Riss der Achillessehne, von denen wir dann so manche in unserer Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie behandeln dürfen.
Die Diagnose
Neben der bereits erwähnten fühlbaren Delle sind so wichtige Funktionen wie das kräftige Beugen der Zehen (Zehenstand) und das normale Abrollen über die Ferse nicht mehr möglich, wenn eine Achillessehnenruptur vorliegt. Der sogenannte Thompson-Test kann dies eindeutig nachweisen. Der Patient liegt auf der Liege auf dem Bauch, während die Füße am unteren der Liege über den Rand ragen. Wird jetzt die Muskulatur an der Wade zusammengedrückt, erfolgt beim gesunden Patienten die Plantarflexion, also die Beugung des Fußes in Richtung der Sohle.
Bleibt die Beugung aus, ist die Sehne nicht funktionsfähig, mithin also gerissen. Per Röntgen- und Ultraschalluntersuchung wird der Bereich auf weitere Verletzungen untersucht und der Riss lokalisiert. Für die weitere Behandlung ist auch entscheidend, wie weit die Enden der Sehne voneinander entfernt sind. Mit einer Kernspintomographie untersuchen wir abschließend, ob degenerative Schäden an der Sehne vorliegen. Zustand der Sehne und Entfernung der Sehnenenden entscheiden, ob eine Behandlung ohne Operation in Betracht gezogen werden kann (sehr selten) und wie im Falle einer Operation vorgegangen werden sollte, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen.
Die konservative Behandlung
In unserer orthopädischen Praxis in Rosenheim sind wir stets bemüht alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen, bevor eine Operation in Betracht gezogen wird. Der Erfolg einer konservativen Behandlung der Achillessehne hängt jedoch von einigen Faktoren ab, die gemeinsam zutreffen müssen, um für den Patienten zu einer akzeptablen Lösung zu führen. Die konservative Behandlung kann gewisse Risiken mit sich bringen. Falls die Enden der Sehne dicht beieinander liegen, können sie bei einer dauerhaft spitzen, also ausgestreckten Stellung des Fußes wieder zusammenwachsen. Jedoch kann sich hierbei selbst durch geringste Bewegungen die Sehne verlängern und verliert damit ihre Spannkraft. Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass solcherart zusammengewachsene Sehnenenden nicht selten unter hoher Belastung wieder reißen.
Diese Behandlung sollte also nur für Patienten in Frage kommen, die zum Beispiel aufgrund ihres Alters oder relevanter Vorerkrankungen die Achillessehne auch zukünftig nicht stark belasten werden. Für die konservative Behandlung wird nach einem etwa zweiwöchigen Unterschenkelgips für sechs Wochen lang Tag und Nacht ein Spezial-Stiefel oder eine entsprechende Schiene getragen. Nach weiteren zwei Wochen des Tragens nur am Tage kann mit einem vorsichtigen Training zum Aufbau der Muskulatur begonnen werden. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann bei etwa 10% der Fälle ein erneuter Riss der Sehne auftreten oder bei manchen Patienten die ungenügende Spannung der Achillessehne sportliche Betätigung einschränken oder gar unmöglich machen.
Die operative Behandlung
Nach aller Erfahrung zeigt die Achillessehne mit den modernen operativen Methoden anschließend eine höhere Belastbarkeit. Je nach Situation und Zustand der Sehnenenden werden verschiedene Nahttechniken eingesetzt, die in bestimmten Fällen auch minimal invasiv durchgeführt werden können. Nach wenigen Tagen kann die Klinik verlassen werden. Die Patienten erhalten i.d.R. einen Spezial-Stiefel, mit dem das operierte Bein in Spitzfuß-Stellung gehalten und zunehmend belastet werden kann. Die Zeit an den Gehstöcken verringert sich damit erheblich. Bald nach der OP kann mit einer vorsichtigen Physiotherapie begonnen werden, die u.a. auch die Beweglichkeit des Sprunggelenks nach und nach steigert. Nach etwa sechs Wochen kann dann eine intensivere Trainingstherapie einsetzen. Welche Art der Behandlung und Nachbehandlung am geeignetsten erscheint, kann jedoch immer nur für den Einzelfall entschieden werden.